Faking it: 4 weitere manipulative Marketing-Tricks, die Sie vermeiden sollten

Nach meinem Blogeintrag über unethische Marketing-Taktiken arbeitete Marketingexpertin Shona Chambers mit mir an einer zweiteiligen Blog-Reihe über manipulative Marketing-Methoden zusammen. Wir freuen uns auf Ihre Meinungen zu diesem Thema!
1. Unehrliche oder bezahlte Empfehlungen für Produkte und Dienstleistungen
Täglich werden Unmengen an Produkten und Dienstleistungen in den sozialen Medien zum Kauf angepriesen. Manche davon sind hochwertig und ihr Geld wert. Andere sind das aber leider bei weitem nicht. Sie werden auch oft nicht auf ethische Art und Weise verkauft.
Wie letztes Mal erörtert, werden Anzeigen und Angebote, die nicht im Interesse des Kunden sind, als ‘Dark Nudges’ bezeichnet. Produkte und Dienstleistungen, die durch gefälschte oder bezahlte Empfehlungen verkauft werden, sollten deshalb unbedingt in diese Kategorie fallen.
Beispiele
a) Bestimmte Affiliate-Marketing-Methoden
Einige Produkte und Dienstleistungen werden in manchen Online-Communitys hoch gelobt. Sehen wir uns das Beispiel eines Social-Media-Marketing-Kurses an. Der Kurs ist in diesem Fall qualitativ leider nicht so gut wie erwartet - v. a. wenn man sich ansieht, wie viel man dafür bezahlt hat.
Noch schlimmer ist, dass Kursabsolventen finanzielle Anreize bekommen, wenn sie den Kurs in ihren sozialen Netzwerken weiterempfehlen (z. B. €100 für jede geglückte Empfehlung, die in einen Kauf gipfelt.) Wenn die Kursabsolventen mit diesem Kurs wirklich zufrieden sind und wenn er relativ preisgünstig ist, ist das natürlich ein Gewinn für beide Seiten.
Oft ist das aber nicht so. Trotzdem ist die Empfehlungsprämie von €100 wohl sehr verlockend. Viele Marketingexperten wissen das und nützen dies aus.
Was Verbraucher tun können, um dies zu vermeiden: Recherchieren Sie sorgfältig. Kaufen Sie nur per Affiliate-Marketing-Link, wenn a) Sie sowohl der Person, die Ihnen den Kurs empfiehlt, als auch dem Kursträger komplett vertrauen und b) es ganz klar ist, wie hoch die Empfehlungsprämie ist. Bevor Sie jemandem etwas weiterempfehlen, denken Sie darüber nach, ob Sie diesen Kurs ganz ehrlich Ihrem besten Freund ans Herz legen würden. Falls nicht - lassen Sie's sein.
Was ethische Marketer tun können, um dies zu vermeiden: Seien sie ehrlich. Ist Ihr Kurs wirklich sein Geld wert? Testen Sie Ihren (erschwinglichen!) Pilotkurs und fragen Sie dann Ihre Kursteilnehmer nach ehrlichen Meinungen - und zwar anonym. Bestechen Sie Ihre Teilnehmer nicht, Ihren Kurs für Sie zu vermarkten. Natürlich kann eine kleine Bonusprämie eventuell ok sein, die dann aber den potenziellen Käufern offengelegt werden muss. Mehr als eine kleine Summe ist allerdings suspekt.
b) Unehrliche (positive oder negative) Produktrezensionen auf Webseiten
Unehrliche Produktrezensionen sind auf Webseiten wie Amazon leider nicht selten. Manche Unternehmen erwerben z. B. Produkte von Konkurrenten, damit ihr Kauf offiziell verifiziert wird. Danach hinterlassen sie falsche negative Rezensionen, um ihre Konkurrenten aus dem Geschäft zu drängen. Ähnlich gehen aber auch Freunde dieser unethischen Anbieter vor. Sie kaufen deren Produkte und hinterlassen dann betrügerische positive Rezensionen.
Was Verbraucher tun können, um dies zu vermeiden: Prüfen Sie Rezensionen nicht nur auf einer Webseite. Sehen Sie sich Produkte, die viele Rezensionen verifizierter Käufer besitzen, genau an: Bei extrem positiven oder negativen Rezensionen erhalten Sie oft ein unvollständiges Bild. Meistens liegt die Wahrheit in der Mitte.
Was ethische Vermarkter tun können, um dies zu vermeiden: Bestellen und hinterlassen Sie niemals unehrliche Produktrezensionen, egal ob sie positiv oder negativ sind.
c) Netzwerke, die ihre Mitglieder zu Weiterempfehlungen zwingen
Leider gibt es einige Netzwerke, die ihre Mitglieder dazu zwingen, die Produkte und Dienstleistungen anderer Netzwerkkollegen weiterzuempfehlen - selbst wenn sie keine Ahnung haben, ob diese qualitativ hochwertig sind.
Was Verbraucher tun können, um dies zu vermeiden: Machen Sie sich schlau. Stellen Sie viele Fragen - hat die Person, die Ihnen einen Drittanbieter empfiehlt, diesen wirklich selber benutzt? Kennen Sie diese Person gut?
Was ethische Vermarkter tun können, um dies zu vermeiden: Empfehlen Sie niemanden weiter, wenn Sie deren Dienstleistungen oder Produkte nicht selber ausprobiert haben. Sie sollten selbst überzeugt sein, dass der Anbieter vertrauenswürdig ist. Zahlen Sie außerdem keine hohen Summen, um Mitglied eines professionellen Netzwerkes zu werden. Es gibt einige gute Alternativen, die preisgünstig oder sogar kostenlos sind.
2. Unter Druck: Preise, die täglich steigen
Recently, I’ve also come across a course whose cost increased daily during a week-long sale:
- Montag: £100
- Dienstag: £200
- Mittwoch: £300 etc.
Am Samstag kostete er schließlich £600 - eine horrende Summe.
Eine ähnlich manipulative Marketing-Taktik läuft folgendermaßen: Ein Kurs wird zu einem "einmaligen Sonderpreis" verkauft, z. B. für €599. Eine Bekannte auf Instagram kaufte solch einen Kurs und freute sich über das Schnäppchen. Leider war es aber nicht nur qualitativ miserabel - sie fand auch heraus, dass es dieses "einmalige" Sonderangebot regelmäßig wieder gab.
Was Verbraucher tun können, um dies zu vermeiden: Kaufen Sie nie, wenn Sie, wie in diesen Beispielen, offensichtlich manipuliert werden. Es gibt immer andere Kursanbieter, die fairere Angebote anbieten.
Was ethische Vermarkter tun können, um dies zu vermeiden: Ganz einfach. Benutzen Sie solche Taktiken nicht. Legen Sie einen angemessenen Preis fest und bieten Sie Ihr Produkt oder Ihren Service nur mit großzügigen Kauffristen an (wenn Sie diese wirklich unbedingt benutzen müssen).
3. Manipulation bei der Abmeldung
Vor ein paar Tagen stieß ich wieder mal auf eine Facebook-Anzeige, die mir ein "Geheimnis" verraten wollte: Wie man aus Abonnenten, die sich von Newslettern abmelden möchten, noch mehr Geld herausschinden kann. Die langatmige Anzeige versprach mir zu verraten, wie Vermarkter “davon profitieren können, wenn Kunden E-Mails abbestellen wollen" und "warum ‘Manipulation’ ein GUTES Wort im E-Mail-Marketing ist”. (Stöhn.)
Was Verbraucher tun können, um dies zu vermeiden: Fallen Sie nicht auf Sonderangebote herein, die Ihnen bei der Abbestellung eines Newsletters gezeigt werden.
Was ethische Vermarkter tun können, um dies zu vermeiden: Simpel. Tun Sie's nicht. Abonnenten, die Ihren Newsletter abbestellen, sind sowieso nicht Ihre perfekte Zielgruppe. Stellen Sie also sicher, dass das Abbestellen schnell und reibungslos ist. Das ist auch aus DSGVO-Gründen besser so.
4. Fake ‘Money-Back’-guarantees
Eine meiner Bekannten auf Instagram gab mir ein anderes schlechtes Beispiel. Sie hatte sich für einen Digitalen Marketing-Kurs angemeldet, der ganze £1.500 kostete. Die Kursträgerin war eine relativ bekannte "Influencerin", die u. a. mit einer Geldrückgabegarantie warb ("egal, aus welchem Grund"). Meine Bekannte fand dies vertrauenswürdig und entschloss sich deshalb zum Kauf. Leider war das Kursmaterial sehr schlecht und es war zudem auch noch trotz "Garantie" unmöglich, ihr Geld zurückzubekommen. Die Kursträgerin behauptete nämlich einfach, dass sie genau das geliefert hatte, was sie versprochen hatte - nämlich den Kurs. Meine Bekannte und einige ihrer Kommilitonen dachten danach leider, dass diese Anbieterin "zu mächtig" war, um etwas gegen sie auszurichten.
“Was für eine Geldverschwendung. […] Sie versprach so viel, lieferte aber so wenig. Es war nur kompletter Hype.“
Was Verbraucher tun können, um dies zu vermeiden: Gehen Sie auf Nummer Sicher. Recherchieren Sie sorgfältig. Auch wenn jemand Influencer oder bekannt ist, heißt das nicht unbedingt, dass deren Kursinhalte qualitativ hochwertig sind. Kontaktieren Sie zuerst den Kursträger über deren Geldrückgabegarantie. Sie brauchen dazu Beweise, dass die Produkte nicht das erfüllten, was sie versprachen. Schicken Sie also eine förmliche Beschwerde mit detaillierten Beweismaterialien. Falls der Kursträger Ihnen eine Geldrückgabe "aus welchen Gründen auch immer" versprach, verfügen Sie schon mal über ein gutes Argument. Machen Sie am besten vor dem Kauf Screenshots des Marketing-Textes, um beweisen zu können, was genau Ihnen versprochen wurde. Falls das nichts bringt, folgen Sie einfach unten den folgenden Schritten, um Ihr Geld (hoffentlich) zurückzubekommen.
Was ethische Vermarkter tun können, um dies zu vermeiden: Stellen Sie sicher, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis Ihres Produktes oder Ihrer Dienstleistung stimmt. Nehmen Sie Beschwerden ernst. Enttäuschte Kunden können Ihrem Ruf nicht nur extrem schaden, indem sie online negative Rezensionen hinterlassen. Sie könnten Sie sogar verklagen. (Natürlich müssen sie dazu konkrete Beweise vorweisen können.)
Wie Sie Ihr Geld zurückbekommen können
Wenden Sie sich zuerst immer höflich an den Dienstleister, um Probleme anzusprechen und zu beheben. Stellen Sie davor sicher, dass Sie konkrete Beweise haben, warum dessen Produkt oder Service nicht hielt, was es versprach. Das hat nicht geholfen? Dann versuchen Sie Folgendes:
Falls Sie mit Kreditkarten bezahlt haben, wenden Sie sich an Ihre Bank/Kreditinstitut. Sie könnten Ihr Geld so wieder zurückbekommen.
Falls Sie keine Rückbuchung bekommen und der Dienstleister Ihnen Ihr Geld auch nicht zurückerstattet, können britische Verbraucher das Citizens Advice Bureau kontaktieren. (In Deutschland gibt es die Verbraucherzentrale.) Verbraucher in europäischen Ländern, die sich ein Produkt oder eine Dienstleistung außerhalb ihres Landes gekauft hatten, sollten es bei der ECC Helpline probieren. Amerikanische Verbraucher können sich eventuell hier beschweren.
Jedes Land geht mit diesen Konfliktsituationen zwischen Verbrauchern und Dienstleistern anders um. Deshalb sollten Sie sich immer online schlaumachen, wie Sie am besten vorgehen sollten.
Fazit: Geld ist nicht alles
Ja, unethische Marketing-Taktiken funktionieren und bringen Geld ein. Deshalb werden sie verwendet. Aber es geht ja nicht nur ums Geld - sogar beim Marketing.
Es ist langfristig viel mehr wert, das Vertrauen einer Zielgruppe aufzubauen, als nur auf schnelle Verkäufe abzuzielen, die man mit unethischen Marketing-Methoden erreicht hat.
Man kann Marketing auf ethische Weise betreiben. Dazu müssen Sie nur im Interesse Ihrer Kunden und in Ihrem eigenen Interesse handeln. So machen Sie nichts falsch.
- Entwickeln Sie Produkte oder Dienstleistungen, die sich durch höchste Qualität auszeichnen.
- Make sure you don’t under- or oversell it.
- Vermarkten Sie sie ohne fragwürdige Taktiken.
So werden Sie langfristige Erfolge erzielen.
Fanden Sie unsere Artikel zu diesem Thema interessant? Gibt es unethische Marketing-Taktiken, die Sie zur Verzweiflung treiben? Dann kontaktieren Sie uns gerne.
Falls Sie gerne mehr über "Dark Nudging", "Woke Washing" und andere unethische Marketing-Taktiken erfahren möchten, lesen Sie gerne meinen letzten Artikel dazu hier: ‘Leave the Dark Side’.
Noch eine letzte Empfehlung: Besuchen Sie die The Ethical Move-Webseite. Dort erfahren Sie noch mehr über (un)ethische Marketing-Stategien.
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